#18 Nur ein Treffen?

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Erinnerst du dich noch an den Artikel, in dem ich davon berichtet habe, wie wir unseren Hund Maja erhalten haben? Falls nicht, hier ist der Link zu dem Artikel.

Die Begegnung der beiden Frauen war eigenartig, auf eine gute Art und Weise. Man könnte meinen, wir hätten uns zügig wiedergesehen, doch dem war nicht so. Demzufolge kommt die Fortsetzung der Geschichte erst jetzt.

Klar, wir haben direkt nach dem Treffen die Handynummern getauscht, doch bis es zu einem Treffen kam, dauerte es mehrere Wochen. Vor allem mit der Freundin der ehemaligen Hundebesitzerin wollten wir uns verabreden. Es war einfach so ein Gefühl in mir, dass ich diesen Kontakt nicht verwerfen darf. Ich musste herausfinden, was es damit auf sich hat.

Kennst du das, wenn du jemanden kennenlernst, und ihr sagt euch, dass ihr euch unbedingt mal auf einen Kaffee treffen müsst, doch das passiert nie? Aus den Augen, aus dem Sinn. Hier war es so, dass wir zwar aus den Augen waren, aber mein Kopf erinnerte mich regelmäßig daran, ihr zu schreiben. Das tat ich dann auch. Wir schrieben uns und erzählten voneinander, als wären wir alte Freunde.

Unsere Verabredung stand jedoch unter keinem guten Stern. Als wir uns auf ein Datum einigten, wurde kurzfristig jemand krank oder etwas anderes kam dazwischen. Das ist ein paar Mal passiert. Als ob etwas verhindern wollte, dass wir uns wiedersehen. Dieses Gefühl, dass wir uns begegnen mussten, ließ mich aber nicht los.

Beim Schreiben des ersten Teils der Geschichte ist mir etwas Ulkiges aufgefallen. Die Frau, von der ich rede, heißt Sabine (Und ja, sie hat mir die Erlaubnis gegeben ihren Namen zu nennen. ;-)). Und in meinem Kopf nenne ich sie gerne Bienchen. Als ich über die Situation, so nachdachte, wie sie uns den Hund gebracht hat, sagte ich zu mir: „Da stand dann Bienchen mit der Maja auf dem Arm.“

Im Ernst? Biene -Maja. Das ist mir erst zu diesem Zeitpunkt aufgefallen. Ich musste so lachen beim Schreiben! So sind wir nämlich auf den Namen für unseren Hund gekommen! Fünf Minuten, bevor die beiden Frauen ankamen, haben wir uns auf einen Namen für den Hund geeinigt. Unsere Tochter trug an diesem Tag ein T-Shirt mit einer gelben Biene darauf. Und ich sagte nur: „Lass uns den Hund Biene nennen.“ Und mein Mann machte den Vorschlag: „Oder besser Maja.“ Und dann steht da Sa(Biene) mit Maja vor dem Tor. Stark, oder?

Zurück zur Geschichte.

Schließlich haben wir uns dann doch noch wiedergesehen. Sie hat uns zu sich nach Hause eingeladen. Es war ein sehr interessanter Nachmittag. Wir wurden sehr herzlich empfangen und sofort mit Neuigkeiten überschüttet. Man konnte gar nicht meinen, dass dies unser erstes Wiedersehen war. Wir unterhielten uns eigentlich ohne Punkt und Komma. Auch meinen Mann habe ich selten mit anderen so viele Worte wechseln sehen. Bis wir dann auf ein Thema stießen, das bei mir leichtes Unwohlsein auslöste: Gott.

Sie fragte uns geradeheraus, ob wir gläubig sind und zu einer Gemeinde gehören.

Also, ja. Ich glaube an Gott. Aber nicht an die Kirche und einer Gemeinde gehöre ich auch nicht an, mein Mann ebenfalls. Sie lud uns zu einem Gottesdienst ein, der im Turnus von zwei Wochen stattfindet.

Ich muss zugeben, dass ich skeptisch war. Mein erster Gedanke war: „Sag nicht, dass sie in irgendeiner Sekte ist?“ Ich wurde noch nie von jemandem in meinem Alter zu einem Gottesdienst eingeladen, geschweige denn, dass jemand überhaupt ein Wort über Gott und Jesus verliert. Dann sagt sie es noch mit solch einem Selbstverständnis, dass sie an Gott glaubt, dass es mich sprachlos gemacht hat.

In meinem ehemaligen Umfeld redete niemand über seinen Glauben. Man wird zwar zu einem Gottesdienst eingeladen, wenn jemand heiratet, getauft oder konfirmiert wird, aber mit Glauben hat es für mich persönlich nichts zu tun. Ich halte nicht viel von der Kirche, daher haben wir auch nicht in der Kirche geheiratet oder unsere Kinder dort taufen lassen. Wiederum möchte ich auch niemanden dafür verurteilen, der dies tut. Diese Entscheidung obliegt jedem selbst.

Für mich sind Kirche und Glauben, wie Gummistiefel und Sandalen, zwei unterschiedliche Paar Schuhe. Für mich war immer klar, dass ich kein prachtvolles Gebäude besuchen muss, um mit Gott zu sprechen.

Ich bin evangelisch, weil ich als Kind in einer evangelischen Gemeinde getauft wurde. Andere sind katholisch, buddhistisch, muslimisch, … doch was bedeutet das überhaupt?

Für mich hatte die Taufe als Kind keinerlei Bedeutung und auch die Konfirmation nicht. Es war mehr ein Ritual; etwas, was jeder gemacht hat. Und der Konfirmandenunterricht war, wie das Wort es bereits sagt: Unterricht. Ich habe etwas über Religion und die Bibel gelernt, doch hatte es keine tieferen Auswirkungen auf mein Leben. Alle in meinem Umfeld haben diese Schritte durchlaufen und es ging nach der Konfirmation mehr darum, wer die besten Geschenke bekommen hat und die größere Sause geschmissen hat. In meiner Familie oder im Bekanntenkreis spricht keiner wirklich über die Liebe zu Gott. Und wenn das Thema in diese Richtung geht, dann eher über kirchliche Prozesse.

Es war für mich mit der Zeit zu einem Tabu-Thema geworden. Viele gehören einer Religion an, doch ich habe bis dato noch niemanden voller Leidenschaft über Gott sprechen hören.

Ich habe immer daran geglaubt, dass etwas oder jemand Höheres da ist. Es ist ein Gefühl, dass alles, was geschieht, aus einem bestimmten Grund geschieht und Teil eines Ganzen ist. Eine innere Stimme in mir hat mir im Verlauf meines Lebens stets gesagt, dass alles gut sein wird, egal in welchen Tiefen ich gerade versunken war. Manche Dinge müssen passieren, auch wenn ich jetzt noch nicht verstehen kann, warum.

So wie auch das Treffen mit Sabine. Als wir ihr das erste Mal begegneten, hatten mein Mann und ich am ganzen Körper Gänsehaut und ich wusste, dass es vorbestimmt war. Wir wussten noch nicht warum, aber mir war klar, dass ich dieses Gefühl nicht ignorieren darf oder kann.

Kann ich also die Einladung zum Gottesdienst ausschlagen, weil ich negativ vorgeprägt bin oder lasse ich mich von meinem Bauch leiten und schaue es mir an? Ich war wirklich im Zwiespalt.

Mehr im nächsten Artikel.

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