Nach etwa einem halben Jahr in Uruguay packte mich eine große Sehnsucht. Die vergangenen Monate waren wir die meiste Zeit zu viert: mein Mann, unsere zwei Kinder und ich. Ich wünschte mir weibliche Gesellschaft; einfach mal Frauengespräche führen. Es ist nicht so, dass ich nicht alles auch mit meinem Mann besprechen kann, wir Frauen ticken einfach anders als Männer.
So wagte ich mich an eines meiner ersten Gebete an Gott. Es klang bestimmt etwas unbeholfen, aber ich redete einfach aus meinem Herzen und ich war mir auch nicht sicher, ob mein Selbstgespräch irgendwo ankommt. Beten war neu für mich.
Nachts, als alle schon im Bett lagen, schüttete ich mein Herz aus. Alle Freunde und Bekannte waren in Deutschland zurückgeblieben und ich sehnte mich nach einer Freundin. Kinder finden ratzfatz Freunde, aber als Erwachsener ist das etwas komplizierter.
So bat ich Gott um eine Freundin, um weibliche Gesellschaft. Mir war klar, dass Freundschaften nicht vom Himmel fallen und bis eine Freundschaft entsteht, es Zeit braucht. Da ergänzte ich sofort, dass ich, solange ich keine Freundin in der Umgebung zum Reden habe, ich einfach alles in meine Gebete stecke. Ich nutze dich, Gott, solange als Gesprächspartner.
Bereits wenige Stunden später, du wirst es nicht glauben, wurde mein Gebet erhört.
Eine Frau aus der Gemeinde schrieb mir bereits in den frühen Morgenstunden und entschuldigte sich noch dafür, dass es so kurzfristig sei, und lud mich am folgenden Tag zu einem Frauenfrühstück ein. Wir würden gemütlich gemeinsam frühstücken, beten und über ein Thema aus der Bibel sprechen. Sie bot sogar an, mich abzuholen, da sie wusste, dass wir kein Auto haben und in der Nähe wohnen.
Na, das ist doch mal Gebetserhörung per Express, oder? Da soll noch einer sagen, Gott hört nicht.
Ich war total baff und mir liefen Tränen die Wangen hinunter. Gott hat mir zugehört!
Und nicht nur das: Er hat alles organisiert. Nur waschen und anziehen musste ich mich an diesem Tag selbst. Danke!
Am nächsten Morgen wartete meine liebe Glaubensschwester, wie verabredet, vor unserem Haus, und wir fuhren gemeinsam zum Bauernhof der Gastgeberin. Zu wem wir fuhren und wer alles da sein würde, wusste ich nicht, und auch war mir nicht klar, was so wirklich auf mich zukam. Doch ich wurde sehr herzlich empfangen, von der Gastgeberin und auch von allen anderen. Und ich kannte sogar ein oder zwei Frauen aus der Gemeinde.
So faszinierend. Stell dir mal vor, du bist am anderen Ende der Welt und findest dich auf einmal bei einem deutschen Frühstück wieder. Da musste ich innerlich lachen, wie sich doch alle Deutschen in einem Land zusammenfinden können, wie Magnete, die sich anziehen.
Wir unterhielten uns freimütig und eine Frau fragte mich, wie sich die Wege denn gekreuzt haben, dass ich gerade jetzt hier sei.
Und so erzählte ich ihr meine Geschichte in Kürze, dass wir einen Welpen adoptiert haben und durch den Kontakt dieser beiden Frauen wir zur christlichen Gemeinde Anschluss fanden. Und sie hakte erneut nach, wer diese Frauen waren, denn es stellte sich heraus, dass ich gerade an dem Tisch der Mutter einer dieser Frauen saß, ohne es zu wissen. Der Hund, der mich an der Eingangstür begrüßt hat, war ohne Witz, die Mutter unserer Hündin.
Ich war so überrascht, wie sich alles zusammengefügt hat. Jetzt verstand ich auch, warum ich die Fotokollage, die mir gegenüberhing, permanent anstarren musste. Ich erkannte die ehemalige Besitzerin unserer Maja wieder.
Sagte ich nicht bereits einige Artikel vorher, dass viele Begebenheiten mit unserem Hund begannen (Hier der passende Artikel)? Das war eine davon.
Es war ein schöner Vormittag. Ich fuhr zwar mit Kopfschmerzen nach Hause, da ich von unzähligen Reizen und Eindrücken überflutet worden war, doch ich beschloss, auch nächsten Monat teilzunehmen.
Mich durchströmte solch eine Dankbarkeit, die schwer zu beschreiben ist. Manchmal kommen mir meine Belange nicht so wichtig vor, oder zumindest einige mehr als andere. Natürlich gibt es Größeres und Bedeutenderes als Frauengespräche. Das ist mir klar. Umso mehr hat mich die Gebetserhörung überrascht. Es ist wie bei einem Kind, das sein Spielzeug verliert und weint, als ob die Welt untergeht. Für das Kind ist es in dem Moment genau das, auch wenn wir als Erwachsene häufig darüber schmunzeln.
Gott hört alles. Und auch die kleinsten Dinge, die dich bewegen, bewegen auch ihn. Er sieht jede Träne und weiß, wofür sie vergossen wurde. Er sieht jedes Lachen und teilt jede Freude. Gott ist auch in den Kleinigkeiten treu, denn er liebt dich und mich. Er liebt seine Kinder …
Und auch beim nächsten Frauenfrühstück erwartete mich eine göttliche Überraschung.
Mehr dazu im nächsten Artikel …
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