Aber wie kommen wir da hin?
Ja, wir wollen auf dem Land leben. Nicht in einem dicht besiedelten Dorf, Tür an Tür zum Nächsten, nein. Wir benötigen Luft zum Atmen um uns herum.
Kennt ihr das Gefühl, beobachtet zu werden?
Es ist nicht nur das Gefühl, man wird es wirklich. So viele Augenpaare, die begierig und neugierig sind. Das will ich nicht mehr. Wir machen jetzt unser Ding.
Was heißt für uns „Auf dem Land leben“?
Es beinhaltet nicht nur die Lage, also ruhige Umgebung mit wenigen Nachbarn, viel freie natürliche Flächen, sondern auch die Art und Weise des Lebens- mit der Natur leben.
Ja, ja, ich druckse mal nicht mehr herum, sondern komme zum Punkt.
Das Grundstück sollte Platz haben für
- ein kleines Haus mit Erdkeller
- Schuppen
- Hühner- und Kaninchenstall
- Kräuterbeet
- Gewächshaus
- Kartoffelacker
- Gemüsebeete
- Ein Waldanteil und Bachlauf wäre ein Traum.
Einige Quadratmeter sollten es sein, so circa fünf Hektar.
Wir haben uns umgeschaut, im Internet, Zeitungen und auch herumgefragt. Solche Immobilien gibt es in Deutschland gewiss, vielleicht nicht viele zu verkaufen und schon gar nicht bezahlbar.
Da komme ich auch schon zu einem wichtigen Entscheidungskriterium, warum wir auswandern. Es wird aber nicht das letzte sein.
Wie finanziere ich ein solch großes Grundstück?
„Wow“ habe ich mir gedacht, als ich die Preise gesehen habe. Katastrophe! Ja, es wäre möglich ein Wunschobjekt, wenn man eines finden würde, zu finanzieren, mit einem Kredit. Mit einem hohen Kredit …!
Das bedeutet wiederum, dass wir beide Vollzeit arbeiten müssten. Was mit unserem Ziel nicht vereinbar ist.
Wir möchten nicht nur auf dem Land leben, sondern auch mit der Natur leben. So soll unsere Hauptaufgabe doch sein, sich um die Tiere zu kümmern, die Beete zu pflegen, die Kinder erziehen … uns selbst zu versorgen.
Selbstversorger ist ein solch weitreichendes Wort. Für mich heißt dies, dass ich in der Lage bin, einen großen Teil der benötigten Dinge zum Leben, selbst herzustellen. Gerade in Bezug auf Lebensmittel.
Aber alles werde ich nicht selbst machen. Nur in dem Rahmen, in dem es uns noch erfüllt und nicht als Last angesehen wird. Viele Dinge müssen somit gekauft werden, wie Textilien, Hygieneartikel oder auch bestimmte Lebensmittel wie Öl oder Mehl. Auch für die schulische Bildung und die gesundheitliche Versorgung muss Kapital eingerechnet werden.
Es gibt immer Fixkosten, die zu tragen sind. Andere Fixkosten, die wir jetzt in unserem Wohnobjekt haben, sollen aber zukünftig nicht mehr nötig sein, wie Heizkosten, Wasser- und Stromkosten.
Die Kosten für eine warme Bude sollen mit dem Waldbestand und einem guten Ofen im Haus abgedeckt werden. Strom kann eine Solaranlage produzieren und Wasser liefert ein Brunnen.
Klingt nach Autarkie, ist auch beabsichtigt. Unabhängig sein und für sich selbst sorgen, bedeutet auch das für mich.
Somit ist für uns klar: Ein Grundstück, nach unserer Vorstellung, werden wir in Deutschland nicht kaufen.
Es ist viel zu kostspielig und es ist unwahrscheinlich, dass wir auch alles so umsetzten dürfen, wie wir es uns vorstellen.
Und wie trägt man nun die Fixkosten und versorgt Haus, Hof und Kinder?
Tja, soviel wir auch über die Digitalisierung schimpfen, in diesem Punkt machen wir sie uns zu Nütze. Der Plan ist, dass wir beide in Teilzeit arbeiten, am besten von zu Hause aus. Online-Jobs, sind gerade seit Corona immer üblicher.
Wir begannen zu recherchieren, womit man von zu Hause aus Geldverdienen kann, sodass es genügt, alle anfallenden Kosten zu decken, nicht um reich zu werden.
Mein Mann brachte die Idee auf den Tisch, ob ich nicht Werbungen schreiben möchte. Ich hätte schon immer ein Händchen fürs Schreiben gehabt und Verkaufspsychologie, sowie Marketing war Bestandteil meines Studiums.
Diese Jobidee fand ich im ersten Gedanken grausig, da ich in den vergangenen Jahren mich sogar von allen sozialen Netzwerken entfernt habe und auch kein reguläres Fernsehprogramm mehr schaue.
Nach paar Nächten Schlaf und Gegrübel, sowie Eigenrecherche im Netz, schaute ich mir Ausbildungsangebote an und führte diverse Vergleichsgespräche. Ich fand raus, dass das Texter-Business äußerst vielfältig ist. Hier geht es nicht immer speziell um Werbung. Das Internet ist der Kanal über den derzeit fast alle Informationen laufen und Informationen sind nun mal Worte, die geschrieben werden müssen. Selbst für Videos wird zuerst ein Skript erstellt, welches von einem Texter geschrieben wird.
Zurück zur Ausbildungssuche: Glaubt mir, alle haben die beste Ausbildung, und alle anderen gucken nur ab. That´s Business.
Ich habe meinen Bauch entscheiden lassen und so kam es, dass ich im September 2022 eine selbst finanzierte Ausbildung zur Verkaufstexterin begonnen habe.
Und das war nicht mal einfach so. Ich war mittlerweile zum zweiten Mal Mama geworden und unsere Tochter wurde im September gerade erst eins. Mein Mann hat zu der Zeit noch Vollzeit gearbeitet und, tja andere Eltern werden es kennen, im Herbst beginnt die Seuchenplage in jeder Kita.
Ein guter Start in die Ausbildung war das nicht gerade, aber hier hieß es Arschbacken zusammen kneifen und durch! Unser Alltag benötigte einen Plan, eine Struktur. Und so kam es, dass ich täglich abends gelernt habe, während mein Mann die Kinder ins Bett brachte und versorgte.
Zeit für Partnerschaftspflege war hier Fehlanzeige und auch Schlaf war in der Zeit Mangelware oder gar nicht erst lieferbar.
Was macht man in solchen Situationen, wenn einem alles über den Kopf fliegt? Eine Runde Heulen, sich ans Ziel erinnern und weitermachen.
Diese Zeit hat unsere Ehe sehr herausgefordert, wiederum hat es unsere Partnerschaft gestärkt. Und klar, wir haben gestritten, der Druck und die Energie musste raus. Das ist hier keine Bilderbuchgeschichte. Das ist Leben.
Im Februar habe ich meine finale Arbeit abgegeben und im Mai 2023 meine Selbstständigkeit offiziell angemeldet.
Heißt das, dass ich mit dem Lernen fertig bin? Hallo? Nein, natürlich nicht! Ich bin jetzt Kleinunternehmerin und mein Wissen und Können ist mein Kapital. Das muss gepflegt und ordentlich gedüngt werden.
Und ja, dieser Beruf widerspricht auf den ersten Blick etwas dem, dass ich versuche dem Konsum zu entsagen, jedoch trete ich in kein Angestelltenverhältnis. Das Spektrum der Texter-Branche ist riesig und ich kann selbst selektieren, welche Aufträge ich ausübe.
Das Tollste an meiner neuen Arbeit ist: Ich liebe sie. Schreiben ist eine Leidenschaft, die ich vorher nie für möglich gehalten hätte. Die Freude, ins Büro zu gehen, hatte ich früher nicht.
Hätte ich nur schon früher verstanden, dass es auch möglich ist, mit einer Leidenschaft, Geld zu verdienen. Die Bankausbildung war nur eine Entscheidung aus Vernunft gewesen.
Zusammengefasst
So war ein Teil des Plans abgehakt.
Es wird kein Haus in Deutschland gekauft. Wir beide haben neue Berufe für unsere Zukunft gefunden, die uns höchstmögliche Flexibilität geben und unsere Fixkosten decken. Es steckt ein Haufen Arbeit drin, wenn man wirklich etwas ändern will.
Aber wo werden wir wohnen und unser Ziel verwirklichen?
Mehr zu unserem Weg nach Uruguay im nächsten Artikel.
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