Die Entscheidung ist gefällt, wir wandern aus, und zwar nach Uruguay. Ein Jahr haben wir für die Vorbereitung angesetzt. Also Mai 2024. Wie es mir damit ging, in diesem Moment? Ich glaube, ich hatte eine Art Panikattacke. Eine Mischung aus Freude und Angst, gepaart mit Aufregung und Zweifeln. Es war nicht leicht, der Entschluss für diesen Weg. Das habe ich in dem Moment körperlich gespürt. Auch das ging vorbei und wir stürzten uns wieder in die Planung.
Also in einem Jahr geht es weg. Was müssen wir bis dato erledigt haben?
Zwar gilt Uruguay als ein Land, wo man mit wenig Bürokratien einwandern kann. In der Praxis jedoch sieht einiges anders aus. Gerade, wenn einem alles Spanisch vorkommt. Tja, die Sprache ist da auch eine Hürde für uns, denn die beherrschen wir nicht. Wir haben recherchiert und das waren die Fragen, die nach einer Antwort gesucht haben: Welche Unterlagen benötigen wir für die Einreise? Und welche benötigen wir, um einen Aufenthaltstitel zu bekommen? Welche Unterlagen müssen wir in Deutschland vorbereiten? Muss alles bereits auf Spanisch sein? Wie kommen wir ins Land? Was nehmen wir mit? Wie bringen wir alle unsere Sachen nach Südamerika? Was ist mit unserer Katze? Melden wir uns aus Deutschland ab? Was ist mit unserer Rente? Wie wird unser Einkommen zukünftig besteuert? Wann sagen wir es unseren engsten Bezugspersonen? Gibt es eine Schulpflicht? Was machen wir mit unseren Konten? Wo und wie werden wir in Uruguay leben? Wie finden wir überhaupt etwas zum Wohnen? Können wir uns direkt ein Auto kaufen?… und da waren bestimmt noch viele mehr.
Eines war uns jedoch zügig klar: Wir benötigen Hilfe. Die Bürokratie in Deutschland ist schon energiesaugend, das ist aber erst die erste Etappe. In einem fremden Land, mit fremder Kultur und Sprache … da gehen wir lieber einen Schritt zurück und lassen uns unterstützen. Einen passenden Auswanderungshelfer habe ich recht zügig ins Auge gefasst, und zwar durch YouTube. Ich bin den Menschen sehr dankbar, die ihre Erfahrung mit der Welt teilen. Das hat uns sehr geholfen.
Die Erinnerung an das erste Gespräch via Videochat, lässt mir die Röte ins Gesicht steigen. Etwas Panik stieg in mir hoch, während des Gesprächs. Ich war neben der Spur, weil dieser Schritt, einen Auswanderungshelfer zu engagieren, alles verbindlich und real macht. Alle Planung der letzten Jahre, das ganze Geschwätz von gestern, wird jetzt angepackt und umgesetzt. Nach dem Telefonat musste ich etwas tun, um auch meine Panik anzupacken. Ich saß noch bis nachts am Rechner. Mir hat es geholfen, eine Liste zu erstellen und aktiv alles abzuarbeiten. So hatte ich alle Punkte, die erledigt werden mussten, vor Augen und konnte alles abhaken.
Das war ein Teil meiner Angst – den Überblick zu verlieren, Dinge zu vergessen. Aktiv ins Tun kommen hat mir sehr geholfen. Die Freude hat ihren Platz in mir gefunden, aber es war noch so viele Monate hin, bis wir umziehen. Das Gefühl hatte mein Mann auch und wir beschlossen, alles zu beschleunigen. Wir überschlugen die Monate sowie die Kündigungs- und Bearbeitungsfristen der Dokumente. Im Herbst geht es weg.
Wie wir überhaupt über den Atlantik kommen und was wir mit unseren Sachen machen, war ein großes Thema. Wer möchte, dass ich auf weitere Fragen eingehe, kann das gerne unten in den Kommentaren schreiben.
Die Familie, die wir auf YouTube beobachtet haben, ist mit unzähligen Koffern mit dem Flugzeug eingereist. Mir war gar nicht bewusst, dass es möglich ist, so viele, also über 20 Koffer, mitzunehmen. Das Extragepäck muss natürlich auch extra bezahlt und angemeldet werden. Kurios muss die Situation am Flughaufen gewesen sein.
Manch einer mietet oder kauft sich einen Container und lässt diesen verschiffen. Allein bei der Internetrecherche zu diesem Thema habe ich ein Zucken im Auge bekommen. Die Preise sind happig und der Aufwand in meinen Augen für uns zu groß.
Wie man seine Sachwerte ins Land bringt, hängt jedoch davon ab, was man überhaupt mitnehmen möchte.
Das war kein Diskussionspunkt bei uns. Schon länger wollten wir uns von so vielen Dingen lösen. Je mehr Dinge man hat, umso mehr Zeit verbringt man damit, sie zu pflegen. Das bezieht sich auch auf die Größe unserer Wohnung. Die Hälfte reicht.
Es kommen nur die nötigsten Dinge mit, keine Möbel. Die Dinge, die wir in Südamerika nicht gut beschaffen können und die uns nützlich sind, müssen mit. So schien mir die Idee mit den Koffern gar nicht so verkehrt. Aber darf man eine Kettensäge in einem Koffer mit sich führen und aufgeben? Ja, darf man. Auch so etwas muss geklärt werden.
Es stand eigentlich fest, dass wir fliegen, jedoch konnten wir bislang nicht buchen, da unsere Reisepässe noch nicht fertig waren. Für eine Fluggesellschaft habe ich mich bereits entschieden und die Preise für Gepäck und Tickets überschlagen. Selbst unsere zum Flugzeitpunkt zweijährige Tochter muss den vollen Preis zahlen. Da musste ich schlucken. Na ja, machste nichts. Etwa 24 Stunden würde die Reise dauern.
Und dann kam es doch anders.
Ich sah meinen Mann ins Handy vertieft und wurde neugierig. Er ist da auf etwas gestoßen, was er noch genau nachlesen muss. Ein Kreuzfahrtschiff, das von Italien aus, bis nach Montevideo, der Hauptstadt Uruguays fährt. Mitte November. Bei der Vorstellung musste ich lachen und konnte ihn nicht ernst nehmen. „Warum nicht?“, sagte er. Ja, genau, warum eigentlich nicht? Wir recherchierten die Preise, Gepäckvorschriften und alles drumherum. Ich war angefixt. Die Idee war zu genial. Wir mussten die Planung etwas umwerfen und zig E-Mails zum Reiseveranstalter und zurück, haben wir schlussendlich gebucht.
Die 23-tägige Kreuzfahrt geht über Frankreich, Spanien, Gran Canaria, Madeira, Brasilien, Uruguay, Argentinien und endet wieder in Uruguay.
Es gab natürlich wieder Hürden bei der Planung. Da wir uns entschlossen haben, vorerst kein Auto in Uruguay zu kaufen, sind wir auf Fahrrad und Buggy angewiesen. Tja und die Gepäckbestimmungen sind wenn nicht sogar strikter als im Flugzeug. Man kann kein Sperrgepäck abgeben und es gibt auch keine separaten Lagerräume für Übergepäck. Es ist kein Übergepäck erlaubt. Maximal 100 kg pro Kabine. Also, wenn man von üblichen 23 kg Koffern zzgl. Handgepäck, wie im Flugzeug ausgeht, ist das für vier Personen gar nicht viel. Vor allem für die, die am Zielort bleiben wollen. Und da wir unsere berufsnotwendige Elektronik, Rechner, Monitore etc., direkt mitnehmen müssen, damit sie heile bleibt, müssen wir uns sehr reduzieren und das Gepäck gut planen. Doch der Buggy kann immer mit, muss nur in der Kabine verstaut werden. Groß ist die leider nicht. Dennoch war das ein kleiner Lichtblick. Als Mummi habe ich mich darüber sehr gefreut.
Das restliche Gepäck verschicken wir über DHL ans Zielland. Die Kisten sind so groß, ich konnte darin mit meinem vierjährigen Sohn entspannt ein Nickerchen machen. Ja, die Kinder haben sich direkt eine Kiste geschnappt und ein Häuschen daraus gebaut.
Faszinierend, aber das Kreuzfahrtschiff ist für uns als Familie billiger als zu fliegen. Das muss man mal verdauen. Da unsere Kinder noch so klein sind, fallen sie vom Preis kaum ins Gewicht. Insgesamt aber kommen wir auf die gleichen Ausgaben, nur dass wir nach dem ganzen Umzugsstress in Deutschland erst einmal Urlaub machen und dann neu anfangen. Ich drücke uns alle Fäuste, dass es auch so klappt.
Mehr im nächsten Artikel …
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