Blog #7 Der Weg. Teil 1

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„Dieser Weg wird kein leichter sein…“ Das ist eine Liedzeile von Xavier Naidoo. Unser Weg nach Uruguay war irgendwie alles.

Zuletzt hatte ich von unserem Auszug aus unserer Wohnung in Deutschland berichtet. Es war chaotisch und Stress pur. Unsere nächste Zwischenstation war die Wohnung meiner Schwiegermutter. Zwei Wochen mussten wir überbrücken, bis es weiter nach Italien ging. Wir gingen davon aus, dass sich ab diesem Zeitpunkt die Anspannung und die Arbeit legen würden. Na ja, falsch gedacht. Es gab noch einiges zu erledigen, auch wie bereits angekündigt, haben wir Pläne umgeworfen.

Kurz vor der Ausreise aus Deutschland musste noch einiges an Bürokratie erledigt werden. Etwa 14 Tage vor der endgültigen Ausreise, kann man seinen Wohnsitz offiziell abmelden. Sicherlich mussten wir das nicht. Wir hätten auch noch bei der Familie gemeldet bleiben können und schauen, wie es in Uruguay läuft. Das wären aber nicht wir. Wir wissen, dass wir in Deutschland keine Zukunft haben, daher ergibt es auch keinen Sinn, sich diese Tür weiter offenzuhalten. Alle Verträge wurden gekündigt und glücklicherweise fast überall mit Sonderkündigungsrecht durch die Bescheinigung, dass wir unseren Wohnsitz ins Ausland verlagern.

Am Montag, dem 13. November 2023, sollte das Kreuzfahrtschiff in Genua, Italien, ablegen. Es war geplant, dass wir mit unseren vier Koffern einschließlich Buggy und zahlreichem Handgepäck mit einem 9-Sitzer-Mietwagen schon am Samstag zuvor nach Italien fahren. Ein oder am besten zwei Freunde sollten uns als Fahrer unterstützen, denn der Wagen musste wieder zurück nach Deutschland. Leider war es nicht möglich, ihn in Genua abzugeben. Alles war seit Monaten gebucht und abgeklärt. 

Einige Tage vor der Abreise haben wir alles wieder storniert, bis auf die Kreuzfahrt natürlich.

Warum? Es war umständlich, auch wenn es die günstigste Variante war, lag uns ein Stein im Magen. 
Fliegen war auch keine perfekte Alternative, da es für uns keinen Direktflug gab und der Preis für die kurze Strecke dennoch saftig war. Hier wären wir aber auf weniger Hilfe von Außen angewiesen. Es ist unser Weg und wir wuppen alles mit eigenen Händen. Also sind wir spontan geflogen. Ich habe für uns die Flüge so gebucht, dass sie mit dem Mittagsschlaf unserer kleinen Tochter konform sind und wir gemütlich Mittagessen können. Die Reise sollte schließlich so entspannt wie nur möglich sein und nicht von ständigem Geschrei übertönt werden. Die kleine zarte Maus hat eine durchdringende Bassstimme, gerade wenn sie müde ist. Es waren auch die ersten Flüge für unsere Kinder. Die sollten in guter Erinnerung bleiben. Das Hotelzimmer, welches ich gebucht habe, lag in der Nähe des Kreuzfahrthafens in Genua und unweit des Flughafens. Haken dran. Gebucht.

Was dann noch dringend koordiniert werden musste, war das Gepäck. Die Fluggesellschaft und die Kreuzfahrtgesellschaft haben unterschiedliche Gepäckbestimmungen. Bei der einen dürfen 23 Kilo in den Koffer, bei der anderen mehr und auch das Gewicht und die Maße für das Handgepäck waren unterschiedlich. Ich habe nicht nur einmal geheult, weil es einfach nicht passte und ich einige geliebte Sachen zurücklassen musste. Es war auch einfach die Trennung von so vielen Dingen, die zum Schluss hochkamen. Fast alles haben wir verkauft, verschenkt und entsorgt. Die wenigen Habseligkeiten, mit denen wir in den nächsten Wochen auskommen mussten, waren in diesen Gepäckstücken. Tja, da kamen dann die Tränen geflossen, als mein Shampoo und das Parfüm einfach keinen Platz mehr fanden. 

„Dieser Weg wird kein leichter sein …!“ Es führte jetzt kein Weg mehr daran vorbei. Überflüssiges blieb zurück und einiges musste unterwegs besorgt werden. Man bedenke, dass bei unseren vier Koffern eineinhalb für unsere Elektronik zur Verfügung stand: Computer, zwei Laptops, Monitor, Drucker, Tastaturen und unzählige Kabel.
Ein paar Gläser Wein gaben mir gelöstere Gedanken. Und zum Schluss musste es passen. Mehr oder weniger hat es das auch. 

Neben dem Planen, Packen, Briefeschreiben und Kinderversorgen kam dann der Abschied. Mit den meisten Freunden und Familienmitgliedern hatten wir uns bereits eine Zeit lang vorher getroffen und verabschiedet. Doch das Gefühl von Abschied war bislang nicht richtig da. Das Datum der Abfahrt war einfach noch so fern. Am Abend vor dem Flug war dann trotzdem die kleine Wohnung proppen voll. Die Tränchen flossen zwischen Lächeln und aufmunternden Worten. 

Werden wir uns alle wiedersehen? Ich weiß es nicht. Vielleicht war es doch ein „Lebewohl“? 

Die Nacht vor dem Abflug war kurz, da wir noch im Dunkeln losfuhren. Einige Gläser Wein, die wir zum Abschied getrunken haben, verpassten mir zum Glück einen traumlosen Schlaf. Am Morgen ging es dann ganz flott. Anziehen, Kinder fertig machen und den Rest der Sachen ins Handgepäck stopfen. Los. 

Und wer stand dann auf einmal in der Tür?
Eine Überraschung, die mich zum Heulen brachte. Meine beste Freundin hat es sich nicht nehmen lassen, uns zu begleiten. Danke. Das hat mir viel bedeutet.

Und auch danke für den Hinweis, dass wir den Buggy bis zum Einstieg ins Flugzeug behalten dürfen und beim Umsteigen wiederbekommen. Das hat uns viel Geld gespart und es hat nichts wirklich mit dem Buggy zu tun.

Nur wegen dieser Information sind wir beim Umstieg in Barcelona auf die Suche nach unserem Kinderwagen gegangen. Dieser wurde aber automatisch, wie auch das restliche Gepäck, bereits zum nächsten Flugzeug transportiert. So war auf dem Gepäckband kein Kinderwagen und auch sonst keine Koffer außer einer: unser teuerster Koffer mit der ganzen Elektronik. Ein Fehler der Fluggesellschaft. Er wurde dort vergessen und wäre nicht mit uns nach Italien oder gar Uruguay gekommen, hätten wir nicht nach dem Buggy gesucht. Das Gepäckstück haben wir dann eigenhändig zum Servicepoint gebracht.

Da hat es wohl jemand gut mit uns gemeint. 

Der Rest der Reise lief ohne weitere Hürden. Die Kinder hatten richtig Spaß beim Fliegen, wobei es doch gut war, dass es zwei kurze Strecken waren. Am Samstagabend waren wir in Genua gelandet und organisierten uns ein Taxi, welches uns und all unsere Habseligkeiten zum Hotel fährt. Der Taxifahrer war sehr optimistisch, dass alles in sein Auto passt. Ich habe ihn mal machen lassen. Als das Taxi dann voll war, musste der Buggy dann doch auf das Dach geschnallt werden. Es hat gepasst, mehr oder weniger. Ich empfinde es als erstaunlich, wie schnell sich die Fahrer anschnallen, wenn ein Blaulicht in Sicht ist. Übung macht dann doch den Meister, so sagt man doch, oder?

Genua ist eine schöne Stadt, und die Aussicht vom Hotel war inspirierend. Den Sonntag konnten wir noch weiter die Umgebung erkunden, bis es am Montag dann wieder ans Umpacken der Koffer ging.

Es ging los mit der Kreuzfahrt Richtung Heimat.

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