Blog#8 Der Weg. Teil 2

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Da sind wir nun in Italien, genauer gesagt in Genua, einer Stadt mit Flughafen und auch Kreuzfahrthafen. Es ist der Tag der Abreise, Teil 2. Denn an diesem Montag, dem 13. November 2023, haben wir unsere Kreuzfahrt gestartet, mit dem Zielhafen Montevideo, der Hauptstadt Uruguays.

Wir waren fix und alle, doch voller Euphorie, garniert mit etwas Angst, überwiegend bei mir.

Bepackt mit unseren wichtigsten Habseligkeiten, liefert uns ein freundlicher Taxifahrer am Fährhafen ab. Der Treffpunkt zur Gepäckabgabe scheint etwas verquer, denn die Abfertigung erfolgte draußen auf einer Art Parkplatz unter einer Brücke. Wir haben uns erst mal ungläubig umgesehen, aber wir waren eindeutig richtig. 
Schon hatte sich ein Mitarbeiter mit leuchtender Weste zu uns begeben, unsere Pässe und Tickets betrachtet und von der Liste gestrichen. Unsere Koffer wurden parallel bereits auf einen Gepäckwagen geladen. Schon konnten wir weiter ins Terminal zum Check-in. 

Aber Moment mal. Könnt ihr euch noch daran erinnern, wie ich mir den Kopf zerbrach?

Wie einfach nicht alles in die Koffer gepasst hat? Wie ich wegen Kleinigkeiten beim Packen losgeheult habe? Es war einfach zu viel Stress und den habe ich mir scheinbar selbst gemacht. Ja, es mussten Gepäckvorgaben erfüllt werden, doch ich hätte mich nicht kirre machen müssen und das ein oder andere doch mitnehmen können. Es hat nämlich niemanden gejuckt, was in unseren Koffern ist und wie viel sie wiegen. Auch wenn so viele Verbote aufgelistet wurden.

Wir kamen uns wie Packesel vor, weil wir dementsprechend auch viel mehr aufs Handgepäck verteilt haben. Aber dennoch war ich sehr froh, dass es nicht genau andersherum war; dass sie nicht zu akribisch waren bei der Gepäckkontrolle. Mit unseren Kisten, die wir per Post verschickt haben, war es nämlich genau andersherum. Dazu mehr aber in einem anderen Artikel.

Von da an lief es wie an einem Fließband. In der Empfangshalle des Terminals wurde uns sofort eine rote Marke mit dem Hinweis „priority“ zugeordnet und jemand Weiteres begleitet uns zu den Aufzügen, dann an der Schlange Wartender vorbei direkt zum Schalter. Mit zwei kleinen Kindern durften wir sofort durchgehen. Das hat mich schon sehr beeindruckt und einiges an Last abgenommen. 

Unsere Jüngste war schon eine Ewigkeit im Tragetuch bei meinem Mann, da wir zuvor bereits eine Stunde beim Zoll verbrachten. Hin und her wippend und gleichzeitig sich im gebrochenen Englisch verständigend, versuchte mein Mann den Mitarbeitern unsere Situation zu erklären. „Ja, wir bleiben dann einfach in Uruguay.“

Ich muss sagen, unsere Kinder haben das echt tapfer mitgemacht. Denn auch das Mittagessen musste wegen der Bürokratie warten. Dann gab es halt erst mal Kräcker und Limo. Was soll’s.
Bereits da ist mir die andere Mentalität aufgefallen. Unsere Kinder waren für niemanden dort störend. Im Gegenteil. Die Angestellten der Zollbehörde spielten und quatschten mit meinem Sohn, der schon voller Ungeduld endlich aufs Schiff wollte. Eine Frau zeigte uns sogar Fotos ihrer Enkeltochter.

Das ging auf dem Schiff dann auch so weiter. Die Menschen waren so aufgeschlossen und freundlich, gerade unseren Kindern gegenüber, was ich aus Deutschland einfach nicht kenne. Die Gäste auf dem Schiff waren überwiegend Latinos, aus Uruguay und Argentinien, aber auch vereinzelnd aus Südeuropa. Sie waren aber auch im Rentenalter, da zu der Zeit einfach keine Ferien waren und ich denke auch viele Familien sich so eine lange Reise nicht leisten können, geschweige denn so lange Urlaub haben. Die Mentalität der Menschen war sehr anders als die deutsche. Hier konnten wir schon mal einen Einblick auf das erhaschen, was uns in unserem Heimathafen erwartet.

Meine Erfahrungen als Mama in Deutschland waren eher so, dass dich keiner im Supermarkt an der Kasse vorlässt, wenn du mit zwei Kindern zum Einkaufen kommst. Da wirst du eher von oben herab betrachtet. Gerade wenn die Kinder in der Schlange keine Geduld mehr haben zu warten und beginnen herumzualbern, zu quengeln oder zu weinen. Kein Wunder. Deren Geduld hat andere Grenzen als die eines Erwachsenen. 
Man bekommt Blicke und Kommentare, dass man sich direkt wie eine schlechte Mutter fühlt.

An alle Mamis, die das hier lesen:

Das ist in anderen Ländern anders. Seit Italien, bis nach Uruguay, habe ich nicht einmal erlebt, dass wir nicht vorgelassen oder schneller bedient wurden. Fast immer wurden zuerst unsere Kinder begrüßt und in Empfang genommen, danach erst wir Eltern. Und da war es egal, ob es eine Behörde, ein Supermarkt, ein Restaurant oder sonst was war. In Brasilien sind sogar Bettler entschuldigend vom Bürgersteig getreten, damit die Kinder nicht über die Straße laufen müssen. Die Familie ist unfassbar wichtig, das wissen die Menschen in anderen Ländern noch. Sie hat gerade in Südamerika einen sehr hohen Stellenwert. In Deutschland habe ich das selten gespürt-nicht auf diese Weise. 

Zurück zu unserer Reise.

Wir haben unsere Kabine bezogen, unsere Wohnstätte für die nächsten 23 Tage. Ein Raum mit einem großen Bullauge, einem Doppelbett, links und rechts davon waren Einzelbetten an der Wand montiert, einem kleinen Schreibtisch und zwei kleinen Sesseln inklusive Tischchen. Ein viertüriger großer Kleiderschrank machte es möglich, alle unsere Sachen unterzubringen und auch die Koffer konnten wir dort oder auch unter dem Bett verstauen. Ganz klug organisiert. Auf kleinstem Raum war alles da, was man braucht. Die Kabine hatte zudem ein eigenes kleines Bad mit WC und Dusche. Selbst Duschgel und Shampoo steht dort in Spendern bereit, sodass man seines gar nicht nutzen braucht.

Eine unserer ersten Aktionen im Zimmer war der Blick in die Mini-Bar. Geil, kaltes Bier. In dem Moment war es auch nicht schlimm, dass die kleine Flasche 7 Euro gekostet hat. Das Schiff konnte, wenn es nach uns ging, gleich ablegen. 

Die MSC Musica ist unfassbar riesig. Es war unsere erste Kreuzfahrt und die Größe musste man erst mal schlucken: 15 Decks, mehrere Restaurants und Bars, ein Casino, ein Spa, ein Fußballplatz, ein Spielplatz, ein großes Theater, 2 Pools am offenen Deck, 3 Kids Klubs für unterschiedliche Altersgruppen … man kann schon einige Zeit auf dem Schiff verbringen, ohne sich zu langweilen. Jeden Tag wurde ein Tagesprogramm erstellt. Und auch eine Zeitschrift mit allen Infos zum Tag wurde uns täglich am Vorabend unter der Tür durchgeschoben. Da stand dann der Zielhafen, der an diesem Tag erreicht wird, wann das Schiff von diesem wieder ablegt, welches Wetter ist, ob es eine Zeitverschiebung gibt, welche Shows an diesem Tag geboten werden, welche Shops im Shoppingcenter Spezialangebote haben und welcher Tagesfilm im Fernseher läuft.
Das heißt, wenn man mal einige Tage auf See verbringt, wird einem garantiert nicht langweilig.

Und was meint ihr, haben wir das volle Paket genutzt?

Natürlich nicht. Wie denn auch? Alleine um 22 Uhr im Abendkleid ins Theater gehen? Nicht so mein Fall. Unsere Kinder sind erst zwei und vier. In dem Alter lässt man sie nicht einfach alleine im Zimmer und macht abends Party. Auch wenn nur Etagen dazwischen sind, war immer einer von uns im Zimmer. Wir haben die Zeit auch so gut nutzen können, mit Lesen oder auch mal einem Film, der mal nicht FSK 0 ist. Ich habe meist die Zeit am Abend genutzt, um zu arbeiten. Das kann ich ja von überall, Hauptsache ich habe Internet. Das Internet auf See war grausig und extrem teuer.

Es war eine lange Route.

Sie begann in Genua, Italien.
    Dann nach Marseille, Frankreich.
    … Barcelona, Spanien
    … Valencia, Spanien
    … Cadiz, Spanien
    … Funchal, Portugal (Madeira)
    … Las Palmas, Spanien (Gran Canaria)
    … 6 Tage auf See, Überquerung des Atlantiks
    … Salvador de Bahia, Brasilien
    … Rio de Janeiro, Brasilien
    … Punta del Este, Uruguay
    … Buenos Aires, Argentinien
    Und schließlich kamen wir am 5. Dezember in Montevideo, Uruguay, an.

Mehr Detail in nächsten Artikel.

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